DELHI – Ausländische Firmen haben zunehmend Probleme bei der Anmeldung von Verbindungsbüros (Liaison Offices, LOs) in Indien.
Ein Verbindungsbüro ist oft eine attraktive Lösung für ausländische Unternehmen, die in Indien eine lokale Präsenz mit niedrigem finanziellem und rechtlichem Risiko einrichten möchten. LOs dürfen die Geschäftsaktivitäten der Muttergesellschaft vorantreiben und bewerben und können als Kommunikationskanal zwischen der ausländischen Mutter und indischen Firmen agieren. Da sie unfähig sind sich in kommerziellen, Handel- oder industriellen Aktivitäten zu betätigen, müssen Verbindungsbüros mit privaten, ins Land gehenden Überweisungen von der ausländischen Mutterfirma erhalten werden und sind deshalb nicht ertragssteuerpflichtig. Seit kurzem allerding sind die Behörden dazu übergegangen die Anmelderegularien für Verbindungsbüros strenger auszulegen. Dies bezieht sich explizit auf keine kommerziellen Aktivitäten und keine direkte Handelsbeziehung zwischen dem Verbindungsbüro und der Muttergesellschaft.
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Aufgrund dieser Auslegung wurden hunderte Anmeldungen von Verbindungsbüros in den letzten Monaten abgelehnt und bei einer Reihe von Verbindungsbüros wurde nachträglich festgestellt, dass eine direkte Handelsbeziehung mit der Mutter besteht. Diese Verbindung erlaubt es den Steuerbehörden einige Verbindungsbüros als ‘Permanente Einrichtungen’ einzustufen, was dazu führt, dass die Unterstützungszahlungen als Einkommen mit einem Steuersatz von über 40 Prozent belegt werden.
Verbindungsbüros wurden, ähnlich der Repräsentanzen in China, als kostengünstige Möglichkeit der Erkundung und Erforschung des indischen Marktes durch ausländische Firmen ohne hohe Steuerzahlungen genutzt.
Da die Steuersätze in Indien immer noch höher als in vielen asiatischen Ländern sind, stellen Verbindungsbüros eine strategische finanzielle Option für Unternehmen dar um eine lokale Präsenz aufzubauen, die es ihnen erlaubt nach tauglichen Lieferanten zu suchen, Geschäftsbeziehungen aufzubauen, mit indischen Produzenten zusammenzuarbeiten und das Verkaufspotential auf dem lokalen Markt abzuschätzen. In dieser Konstellation werden die nach Indien verkauften Produkte durch die ausländische Muttergesellschaft und nicht durch das Verbindungsbüro in Rechnung gestellt.
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“In China hat der Ansatz ausländischen Investoren das Gegenstück des Verbindungsbüros [Repräsentanz] zu erlauben über viele Jahre gut funktioniert. Tausende Verbindungsbüros sind über die Zeit zu kapitalausgestatteten, vollständig in ausländischem Besitz befindlichen Unternehmen geworden und zahlen damit Ertragssteuern” so Chris Devonshire-Ellis von Dezan Shira & Associates.
“Indien streicht damit eine Möglichkeit für ausländische Investoren den indischen Markt mit geringem Risiko zu evaluieren. Ohne eine weite Auslegung der Verbindungsbüro-Regularien, werden ausländische Investoren ihre Beschaffungsaktivitäten eher in anderen Ländern wie etwa China, Vietnam und Indonesien durchführen. Über die Zeit werden diese Länder dann eine Aufwertung von Verbindungsbüros zu kapitalausgestatteten, steuerzahlenden Auslandsinvestitionen sehen, nicht Indien. Man muss den ausländischen Investoren die Möglichkeit geben, den Indischen Markt vernünftig einschätzen zu können. Verbindungsbüros sollten als Markteintrittsvehikel genutzt werden – speziell für die Beschaffung von indischen Produkten – und nicht solch strengen Vorgaben ausgesetzt sein. Dies schadet nur indischen Produzenten“, fügt er hinzu.
Gunjan Sinha aus dem Dezan Shira & Associates Büro in Delhi beschreibt die Situation so: “Die Alternative zu Verbindungsbüros für ausländische Investoren ist eine Zweigstellenstruktur. Allerdings kommt dieser Ansatz mit einer hohen Steuerlast. Nicht alle ausländischen Investoren sind gewillt dies von Anfang an zu tragen, obwohl uns eine Reihe von Klienten damit beauftragt, ihre Anmeldungen von Verbindungsbüros zu Tochterunternehmen zu ändern. Der indische Markt für Zulieferer und Lieferkettenbeschaffung ist weiterhin stark und Unternehmen, die Indien bereits als zentrales Beschaffungsland oder Absatzmarkt ausgemacht haben, sollten von Anfang an auf Zweigniederlassungen setzen.“
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Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Fabian.Knopf@dezshira.com
Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
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